Meine Hirnblutung & Ich

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02 Aug. 2025 00:09 #9 von Andy77
Meine Hirnblutung & Ich wurde erstellt von Andy77
Am 15.06.2020 sollte sich mein Leben grundsätzlich ändern. Dass sich dieser Lebenswandel anders als erwartet oder erhofft gestalten würde, hätte ich an diesem Morgen nicht einmal in meinen schlimmsten Träumen zu träumen gewagt. Nach dem Tod meiner geliebten Mutter nahm ich mir eine längere Auszeit und diese sollte an diesem Tag ein positives Ende finden, denn ich war zu einem vielversprechenden Vorstellungsgespräch eingeladen worden.

Mein Tag begann damit, dass ich mich nach meiner morgendlichen Toilette meinem ausgiebigen Frühstück und abschließend dem Haushalt widmete. Um nicht unvorbereitet zum Vorstellungsgespräch zu fahren, recherchierte ich im Netz noch relevante Daten und Fakten zum und über das Unternehmen, das mein zukünftiger Arbeitgeber werden könnte/sollte. Meine Vorfreude auf das bevorstehende Gespräch war unbeschreiblich. Ich fühlte mich gut vorbereitet aber dass das Damoklesschwert bereits über meinem Kopf schwebte, war zu diesem Zeitpunkt nicht zu erahnen.
Meine Nervosität nahm von Minute zu Minute zu und ich erklärte mir diese innere Unruhe mit dem vor mir liegenden Vorstellungsgespräch; also ganz normal und auf keinen Fall besorgniserregend. 
Aber ich wurde eines Besseren belehrt
Irgendwie überkam mich das Gefühl, dass meine linke Gesichtshälfte etwas mehr "kribbelte" als sonst, aber ich wollte diesem Gefühl keine weitere Aufmerksamkeit beimessen. Ich schlafe in der Regel auf der linken Körperseite und von daher erklärte ich mir dieses Gefühl mit einer Durchblutungsstörung und darüber hinaus war ich auch noch unausgeschlafen.
Bis zur Abfahrt zu meinem Termin hatte ich noch Zeit für eine Zigarette und bevor ich mich zum Rauchen auf die Terrasse begab, vernahm ich einer inneren Stimme „…nimm dein Handy mit…“ und ich folgte der inneren Stimme.
Dadurch, dass ich der inneren Stimme folgte und damit mein Leben rettete, war mir zu diesem Zeitpunkt völlig unbewusst, denn wenig später sackte mir mein linkes Bein weg und ich lag auf dem Terrassenboden; ohne jegliche Chance aufzustehen.
Geistesgegenwärtig wählte ich sofort die 112 und forderte Hilfe an. sogar den Nachbarn konnte ich noch informieren, dass er den Sanitätern bitte die Haustüre öffnen und den Zutritt zu meiner Wohnung im 3. Geschoss ermöglichen möge. Er hatte - für den Fall der Fälle - den Zweitschlüssel meiner Wohnung. Was mir noch in Erinnerung geblieben ist, dass der Notarzt neben mir stand – habe seine Erste-Hilfe-Ausrüstung noch vor Augen – und dann begann mein Filmriss.
An dem zweiwöchigen Aufenthalt im Krankenhaus fehlt mir jegliche Erinnerung; weder Stroke-Unit noch Intensivstation sind mir präsent. Erst in der REHA-Klinik bin ich aus meinem komatösen Zustand erwacht und zu mir gekommen.
Ich hatte keinen Plan was oben oder unten ist - geschweige davon, wo ich war und was all die fremden Personen um mich herum von mir wollten.

Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht einmal selbständig auf dem Bettrand sitzen ohne umzukippen - ich fühlte mich, als wäre ich betrunken. Ich erinnere mich, dass eine Oberärztin zu mir kam und mich fragte, was mein Ziel sei? Ich antwortete ihr „Selbständigkeit und Unabhängigkeit“. Ich wollte damals schon ein für mich essenzielles Ziel erreichen und zwar, wieder alleine wohnen zu wollen und mich um mich selber kümmern zu können. NIEMAND sollte sich weder um meine Körperhygiene kümmern noch für mich kochen oder putzen müssen. Leben in einem Pflegeheim war bzw. ist für mich ein absolutes NOGO.

Nach einer sechsmonatigen REHA mit Physiotherapie, Ergotherapie, Neuro-Psychologie und Übungswohnen durfte ich endlich die Klinik verlassen und mein neues Leben starten.
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